In diesem Artikel möchte ich ausführlich erklären, wie ihr unter Ubuntu die Bootreihenfolge eurer Festplatten einstellen könnt. Gerade wenn man mehrere Festplatten und Betriebssysteme im Rechner verbaut oder unterschiedliche Partitionen nutzen möchte, ist es wichtig, den Bootvorgang korrekt zu konfigurieren. Die Konfiguration ist dabei über die GRUB-Einstellungen möglich, die wir uns im Folgenden genauer anschauen.
Warum die Bootreihenfolge wichtig ist
Die Bootreihenfolge legt fest, welches Betriebssystem bzw. welche Festplatte an erster Stelle gestartet wird. Nutzt ihr etwa zwei Ubuntu-Installationen auf unterschiedlichen Datenträgern oder möchtet ihr ein Dual-Boot-System mit Windows und Ubuntu einrichten, dann entscheidet die GRUB-Konfiguration darüber, welches System als Standard im Auswahlmenü erscheint.
Über die Datei /etc/default/grub lassen sich sowohl der Standard-Auswahleintrag von GRUB festlegen als auch das Zeitverhalten des Auswahlmenüs, ob und wie lange es angezeigt wird.
Standardvariablen in /etc/default/grub
Die Konfiguration der Reihenfolge des Bootprozesses wird in der Datei /etc/default/grub eingestellt. Nach einer Neuinstallation von Ubuntu findet ihr dort in der Regel eine ähnliche Konfiguration wie die folgende:
GRUB_DEFAULT=0
GRUB_TIMEOUT_STYLE=hidden
GRUB_TIMEOUT=0 GRUB_DISTRIBUTOR=`lsb_release -i -s 2> /dev/null || echo Debian`
GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT="quiet splash"
GRUB_CMDLINE_LINUX=""
Jede dieser Zeilen hat eine eigene Funktion:
- GRUB_DEFAULT: Definiert den Standard-Boot-Eintrag (Zählung beginnt ab 0). Möchtet ihr statt des ersten Eintrags (0) den zweiten Eintrag booten, setzt ihr beispielsweise
GRUB_DEFAULT=1
. - GRUB_TIMEOUT_STYLE: Legt fest, ob das Menü sichtbar ist oder ob direkt ohne Menü gebootet wird. Typische Werte sind
hidden
(unsichtbar) odermenu
(Menü anzeigen). - GRUB_TIMEOUT: Bestimmt die Anzahl der Sekunden, die gewartet wird, bevor automatisch gebootet wird. Bei
GRUB_TIMEOUT=0
wird ohne Verzögerung gebootet. - GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT: Enthält zusätzliche Kernel-Parameter, die bei jedem Systemstart übergeben werden (z.B.
"quiet splash"
für einen „stillen“ Boot mit Splashscreen). - GRUB_CMDLINE_LINUX: Weitere Kernel-Parameter können hier hinzugefügt werden.
Mehrere Festplatten richtig konfigurieren
Habt ihr in eurem System mehrere Festplatten eingebaut, kann es erforderlich sein, bestimmte Einstellungen in der UEFI-/BIOS-Konfiguration vorzunehmen. Beispielsweise müsst ihr sicherstellen, dass das UEFI/BIOS selbst auch die richtige Festplatte als erstes bootet. In dieser Bootreihenfolge taucht in der Regel nur ein Eintrag pro Festplatte auf, der dann den GRUB-Bootloader startet.
Wenn sich mehrere Ubuntu-Installationen auf unterschiedlichen Datenträgern befinden, achtet darauf, dass ihr die GRUB-Konfiguration auf derjenigen Festplatte anpasst, die das UEFI/BIOS auch als erstes bootet. Oft ist das die Festplatte, auf der ihr beim Installieren von Ubuntu den Bootloader (GRUB) installiert habt.
Welcher Eintrag ist der „richtige“?
Um herauszufinden, welche Systeme oder Kernelversionen in eurer GRUB-Menüliste auftauchen, könnt ihr zunächst die aktuell installierten Kernel auflisten. Dafür steht unter Ubuntu typischerweise:
ls /boot/vmlinuz*
Außerdem könnt ihr eine Vorschau auf die GRUB-Menüeinträge mit dem Befehl grep -i menuentry /boot/grub/grub.cfg
erhalten. Jedes menuentry
wird von oben nach unten durchgezählt, beginnend bei 0. Wenn ihr also beispielsweise den zweiten Eintrag zum Standard machen wollt, stellt ihr in /etc/default/grub
GRUB_DEFAULT=1
ein.
Finale Einstellungen übernehmen
Nach jeder Änderung in der Datei /etc/default/grub müsst ihr die Änderungen mit folgendem Befehl übernehmen:
sudo update-grub
Erst dann werden die neuen Werte in die Datei /boot/grub/grub.cfg
geschrieben, und beim nächsten Neustart gelten eure angepassten Einstellungen.
Tipp: Überprüfen, ob GRUB richtig auf eurer Festplatte installiert ist
Falls ihr Probleme habt, dass die gewünschte Festplatte nicht startet, kann es sein, dass der GRUB-Bootloader nicht korrekt installiert oder eingebunden wurde. In vielen Fällen hilft es, GRUB auf der gewünschten Festplatte neu zu installieren, zum Beispiel auf /dev/sda
(Achtung, Datenverlustrisiko, wenn ihr euch vertut!). Dies geschieht etwa mit:
sudo grub-install /dev/sda sudo update-grub
Stellt aber unbedingt vorher sicher, dass /dev/sda
wirklich die Festplatte ist, die ihr benutzen wollt. Dies könnt ihr zum Beispiel über lsblk
oder fdisk -l
herausfinden.
Weitere Infos
Eine sehr gute Erklärung und vertiefende Informationen findet ihr in der offiziellen Ubuntu-Dokumentation: GRUB2 Konfiguration
Damit sollte es kein Problem mehr sein, die Bootreihenfolge eurer Festplatten unter Ubuntu zu konfigurieren. Viel Erfolg beim Anpassen eurer Systeme!
Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf Ubuntu-Systemen und kann je nach Distribution oder UEFI-/BIOS-Version leichte Abweichungen aufweisen. Bei Problemen solltet ihr unbedingt eine Datensicherung vornehmen, bevor ihr an den Boot-Optionen Änderungen vornehmt.
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